Über die Geschwister Grimm und die Namensgebung der Schule
Die Märchen der Brüder Grimm wurden als Literarisches Werk im Jahre 2005 ins Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen. Der Name „Geschwister-Grimm-Schule“ lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass solche herausragenden Leistungen oft nur erreicht werden, weil andere Personen im Hintergrund unterstützen. So hat Charlotte Grimm mit 15 Jahren den sechs verwaisten Geschwistern die Wirtschaft geführt und dadurch ein Studium der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm ermöglicht.
Mehr über die Grimms
Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm gehörten im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Gelehrten der deutschen Geschichte.
Die Auswirkungen ihrer lebenslangen Forschungsarbeit sind bis heute nicht ausgeschöpft. In den Archiven wartet noch immer Material, das die Brüder und zum Teil auch ihre Geschwister zusammentrugen.
Sie forschten in verschiedenen Arbeitsbereichen und schufen auch neue: Sie sammelten Märchen, Legenden, Sagen, Volkslieder, schrieben sie auf und gaben sie als Bücher heraus. Bis heute werden diese Texte immer wieder neu herausgegeben mitsamt den Anmerkungen aus der neusten Forschung.
Besonders in Japan ist das Interesse daran groß. Die Brüder begannen mit der genauen Erforschung der deutschen Sprache und begründeten die Germanistik. Sie arbeiteten auch über andere europäische Sprachen.
Weitere Arbeitsgebiete waren die Rechtsgeschichte, Geschichte und Politik.
Jacob nahm 1815 teil am Wiener Kongress und war 1848 in der Paulskirche ein geachteter Gelehrter und Ratgeber. 1837 bewiesen Jacob und Wilhelm Zivilcourage. Als Ernst August I von Hannover die Verfassung außer Kraft setzte , protestierten die Brüder und verloren dadurch ihre gerade erworbene Professorenstelle in Göttingen, die sie dringend brauchten.
1838 begannen sie eine Arbeit, die einzigartig ist: sie sammelten alle Wörter, die seit dem 15. Jahrhundert in der deutschen Schriftsprache gebraucht werden. Dieses „Deutsche Wörterbuch“ erwies sich als so umfangreich, dass es erst 145 Jahre später beendet wurde. Die Geschwister-Grimm-Schule ist durch eine Spende im Besitz eines Nachdruckes der 32 Bände. Schüler, Schülerinnen, Kollegium und Elternschaft können es im „Grimm Zimmer“ der Schule kennenlernen und nutzen.
Jacob und Wilhelm wuchsen mit Geschwistern auf: Carl. Ferdinand, Ludwig Emil und Charlotte. Da die Eltern früh starben, begann damit der jahrelange Kampf um ein Auskommen. Geld war immer knapp.
Jacob und Wilhelm wurden schließlich Professoren in Berlin, sie bleiben ein Leben lang zusammen. Carl kam unter in einem hessischen Regiment. Ludwig Emil war der Malerbruder, immer wieder hat er seine Geschwister und ihre Lebensumstände gezeichnet. Ferdinand blieb das Sorgenkind. Es gelang ihm nicht, einen Beruf zu finden. Er bleibt auf die Unterstützung seiner Geschwister angewiesen und starb schließlich armselig. Die Schwester Charlotte führte seit ihrem 15. Lebensjahr viele Jahre lang den gesamten Haushalt von Jacob und Wilhelm bis sie den späteren Minister Hassenpflug heiratete.
Heute weiß man: Alle Geschwister waren in unterschiedlichem Maße am Lebenswerk der Brüder Jacob und Wilhelm beteiligt. Es gibt inzwischen etliche Schulen, die nach den berühmten Brüdern benannt sind, aber keine, die die Geschwister in ihre Gesamtheit sieht. Diese umfassende Sichtweise, verbunden mit der bleibenden Bedeutung der Grimms, führte im Jahr 2002 zu der Namensgebung „Geschwister-Grimm-Schule“.
Es bleibt vielseitiger Auftrag der Schule, dieses kulturelle Erbe zu pflegen.
Geschrieben von Antje Krüger, Rektorin der Geschwister-Grimm-Schule bis 2006